Der Marktplatz

Der Marktplatz ist das Herz der Stadt Wroclaw, vibrierend und tongebend fuer den Rest der Stadt. Wroclawer und Auslaender versammeln sich hier zum Einkaufen, Essen, Geschaefte machen und Ausgehen, oder auch einfach zum Entspannen und die Zeit vergehen lassen. Der Werbespruch der Stadt, die sich selbst als "Treffpunkt" bezeichnet, ist wie gemacht um den Markplatz zu beschreiben.

Der Grundstein des Marktplatzes, in polnisch "Rynek" genannt, stammt bereits aus dem 13. Jahrhundert. Dies geschah nachdem die Stadt von den Mongolen ueberrannt und gepluendert wurde. Ueber die Jahrhunderte hinweg hat der "Rynek" seine Groesse und Form behalten, auch wenn die Haeuser an seinen Aussenkanten immer wieder veraendert wurden. Sie wurden immer wieder dem neuesten Stil angepasst und zeigen daher alle Epochen von Gotik bis Jugenstil. Ehrlicherweise muss man erwaehnen, dass die Gebaeude, die jetzt am "Rynek" stehen, Rekronstruktionen aus dem 20. Jahrhundert sind. Sie wurden detailgetreu ihren Vorgaengern, die im 2. Weltkrieg zerstoert wurden, entsprechend akribisch wiederaufgebaut. Die oeffentliche Meinung ist, dass hier gute Arbeit geleistet wurde und dass der "Rynek" wieder in seinem alten Glanz erstrahlt.

Der Wroclawer "Rynek" ist einer der groessten und auch schoensten Marktplaetze Europas und zieht oft Vergleiche mit Krakower "Rynek" auf sich. Ein auffallender Unterschied zwischen Krakows und Wroclaws "Ryneks" ist der Mittelpart, der in Wroclaw deutlich groesser ist. Frueher hatten hier Handelshaeuser und Haendler ihre Verkaufsstaende, heute gibt es bunte Haeuserreihen, die von drei kleinen Gassen getrennt werden. Beim Bummeln durch die schattigen Gassen wirst du lauter kleine Geheimnisse entdecken, wie Schmucklaeden, anspruchsvolle Restaurants und schraege Bars, wie zum Beispiel Zorba, das eine entspannte, kuenstlerische Stimmung bietet.

Im Anschluss an diesen Haeuserblock ist der eigentliche Anziehungspunkt des "Ryneks", das Wroclawer Rathaus. Der Bau wurde bereits im 13. Jahrhundert begonnen, Aenderungen wurden aber bis zum 16. Jahrhundert vorgenommen, so dass das Rathaus heute einen faszinierenden Mix aus den Architekturepochen zeigt, wobei die Hauptstile aber Gotik und Renaissance sind. Das Rathaus verfuegt ausserdem ueber eine eigene astronomische Uhr - also vergiss Prag.

Direkt neben dem Rathaus ist ein Steindenkmal, das als der Pranger bekannt ist. Heutzutage ist es ein bekannter Treffpunkt fuer junge Wroclawer, frueher aber war er ein Ort der Bestrafung fuer Kleinkriminelle. Tatsaechlich waren oeffentliches Auspeitschen oder andere oeffentliche Demuetigungen noch bis ins 18. Jahrhundert hinein in Wroclaw ueblich. Wenn man Malgorzata Urlich-Kornacka glaubt, dann war eines der Opfer dieser oeffentlichen Bestrafung am Wroclawer Pranger der grosse Veit Stoss selbst. Veit Stoss ist der nuernbergische Kuenstler, der den beruehmten Altar in der St- Maria-Kirche in Krakow hergestellt hat. Er wurde verurteilt zu Brandzeichen auf beiden Wangen und einer Gefaengnisstrafe wegen Betrugs. Wit Stwosz, wie der polnische Name lautet, hat seinen Ruf deswegen aber nicht ruiniert, an der Norostecke des "Ryneks" in Wroclaw beginnt die Strasse Wita Stwosza oder in Krakow kannst du im Wit Stwosz Hotel uebernachten.

Ein weiterer interessanter Punkt auf Wroclaws "Rynek" ist die Statue von Alexander Fredro. Fredro ist einer der grossen polnischen Komoedienautoren und die Statue wurde von den Lwower Siedlern nach Wroclaw mitgebracht. Die Fredrostatue ersetzte die Statue Friedrichs II, die vor dem 2. Weltkrieg auf dem "Rynek" stand. Diese Statue wurde erst vergraben, dann wieder ausgegraben und eingeschmolzen.

Zwei andere erwaehnenswerte Sehenswuerdigkeiten des Marktplatzes sind die Kopie des Brunnes von E. M. Geyger und das Feniks Kaufhaus. Das erstere ist ein eher kitschiges Kunstwerk, das einen bronzenen Baeren darstellt. Als aberglaeubischer Tourist solltest du seine Nase anfassen, weil das Glueck bringt. Das Kaufhaus ist dagegen interessanter und ausserdem eines der groessten in der Stadt. Es ist im Jugenstil gebaut und heutzutage am beruehmtesten fuer den fehlenden Glasglobus auf dem Dach, der bereits 1930 durch einen Blitz zerstoert wurde. Wie auch die Wroclawer wirst du Geduld haben muessen, bis dieser Globus ersetzt wird.

Schliesslich bleibt nur zu sagen, dass du nicht den Eindruck haben sollst, das Wroclaws Marktplatz nur eine Ansammlung alter Gebaeude ist. Waehrend des Sommers ist der "Rynek" der beste Ort um ein Bier zu trinken und die Sonne zu geniessen. Hier gibt es eine unglaubliche Menge kleiner Bars, Clubs und Restaurants. Oder waehrend des Winters kannst du hier mitten auf dem "Rynek" Eislaufen und deine Wintersportlerqualitaeten unter Beweis stellen. Ausserdem ist der "Rynek" der Ort fuer Konzerte, Volkstaenze, Photoausstellungen und noch vieles mehr. Hier gibt es immer etwas Spannendes und Neues zu entdecken.

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