Ein Stadtrundgang in der Danzig

"Danzig im Fruehling 1944 hatte eine ganz andere Atmosphaere als jede andere deutsche Stadt, die ich besuchte. Es glich Edinburgh, weil beide Staedte von den Zerstoerungen des Krieges verschont geblieben waren... Als ich die breiten, gepflasterten Strassen entlanglief, mit ihren zurueckgesetzten, bunten Fassaden und den Strassenbahnen, die sich unter niedrigen Backsteinboegen hinduchzwaengten, konnte ich mir nicht recht vorstellen, dass dies das Pulverfass war, das Europa zum Explodieren brachte." Diese Erinnerungen eines britischen Soldaten auf der Flucht von Marlag, stehen in starkem Gegensatz zu den dramatischen Ereignissen zum Ende des Krieges. Danzig trug die Hauptlast der Zerstoerung an der Osteseekueste, und in Folge der sowjetischen Befreiung 1945, wurden die 470000 deutschen Einwohner der Region vertrieben, um sich innerhalb der neuen deutschen Grenzen niederzulassen.

Auf Beschluss der Alliierten wurde die Stadt polnisch und damit war das Problem der Danziger Korridors, des Pulverfasses Europas fuer den zweiten Weltkrieg, geloest. Folglich wurde eine Stadt, die zwar 980 vom polnischen Koenig Mieszko I gegruendet wurde, aber seit 1792 definitiv der polnsichen Machtsphaere entzogen war, wieder zurueckgetauft auf den urpsruenglichen Namen Gdansk. Danach bgann eine intensive Phase des Wiederaufbaus.

Nur wenige Polen hatten mit so einer Entwicklung gerechnet, aber heute ist Danzig als eine der lebhaftesten polnischen Staedte wiederauferstanden. Der hingebungsvolle Wiederaufbau der Rechtstadt ist ein Triumph und wenn man heute durch Danzigs Prachstrassen schlendert, spuert man wieder die Pracht und Wuerde der Vergangenheit.

Es gibt aber noch mehr zu entdecken als die Gdansker Rechtstadt in der Dreistadt. Sopot, das nur 20 Zugminuten noerdlich von Danzig liegt, war ein luxurioeser Badeort fuer die Reichen und Schoenen in den 1920er und 1930er Jahren. Heute hat es seine Lebensfreude und Energie vollstaendig zurueckgewonnen, und was das Nachtleben, Restaurants und Vergnuegen angeht, hat es sogar schon den groesseren Nachbarn Danzig ausgestochen.

Noch weiter noerdlich findest du Gdynia, welches 1920 ins Rampenlicht rueckte, als die Polen versuchten ihren eigenen Ostseehafen zu etablieren. Grund waren die komplizierten Verhaeltnisse bezueglich Danzig als freier Stadt zu dieser Zeit. Gdynia hat ein wenig laenger gebraucht um nach dem Fall des Kommunismus zu neuem Leben zu erwahen, aber heute ist es auf dem besten Weg seinen beiden Nachbarn in nichts nachzustehen.

Wenn du auf der Suche nach einem Ausgleich zu deinen Stadtabenteuern bist, dann findest du hier die Ostsee direkt vor deiner Nase. Die Halbinsel Hel (in english bedeutet "hell" Hoelle), die nur einen kurze Busreise noerdlich von Gdynia liegt, ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Dieses kleine Fischerdorf ist ein fantastischer Ort um sich den Wind um die Nase wehen zu lassen und definitiv unsatanisch. Leba, das westlich der Danziger Bucht liegt, ist unangefochten einer der grossartigsten Kuestenabschnitte Polens.

Nur wenige wuerden die polnsiche Ostseekueste wirklich mit der Toskana vergleichen, aber die Entscheidung hierherzukommen und die Region zu entdecken, lohnt sich. Nur eine Stunde von Danzig entfernt liegt Malbork, eine gigantische Festung, die frueher einmal der Haupstsitz des Deutschen Ritterordens war. Und dann gibt es auch noch die wunderhuebsche Stadt Torun, die ein wenig weiter suedlich liegt und ein wahrer Schatz ist. Torun ueberstand den Krieg fast unbeschadet und ist daher als eine der bezauberndsten polnischen Staedte erhalten geblieben. Das Beste ist, dass Torun bis jetzt noch nicht vom Massentorismus entdeckt wurde, du also diese Perle des Nordens ungestoert bewundern kannst.

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